Warum vorwärtsgerichtetes Tragen nicht die beste Wahl für dein Baby ist

Vielleicht hast du es schon auf Instagram oder unterwegs gesehen: Babys, die in der Trage nach vorne schauen – also mit dem Gesicht zur Welt gerichtet. Mir begegnen in letzter Zeit immer öfter Eltern, die ihr Baby auf diese Weise in der Tragehilfe haben. Es sieht auf den ersten Blick ganz süß aus, oder? Das Baby kann sich umschauen und jeden anlachen. Viele Eltern denken: „Mein Baby will doch alles sehen!“

Aber auch wenn das vorwärtsgerichtete Tragen aktuell im Trend liegt, ist es aus entwicklungsphysiologischer und emotionaler Sicht nicht die beste Option – weder für dein Baby noch für dich.

Ich erkläre dir hier, warum das so ist und welche Alternativen dir und deinem Baby guttun.

Vorwärts Tragen

1. Dein Baby braucht Halt – auch emotional

Beim Tragen nach vorn ist dein Baby mit dem Gesicht zur Außenwelt gerichtet. Es sieht alles, aber:

  • Es kann sich nicht abwenden, wenn ihm etwas zu viel wird. Babys können Reize noch nicht so gut filtern und einordnen, wie ältere Kinder. Sie werden also schneller Reizüberflutet.
  • Dein Baby sieht dich nicht und kann dadurch schlechter emotionalen Halt durch seine Bindungsperson finden. Außerdem lernen Babys dadurch, dass sie unsere Mimik und Reaktionen beobachten. Das könne sie in dieser Position viel schlechter.
  • Es ist den Reizen der Umgebung oft schutzlos ausgeliefert – besonders in lauten, hellen oder neuen Umgebungen.

Babys brauchen Nähe, Blickkontakt und die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. All das fehlt beim Tragen mit dem Gesicht nach vorn.


2. Die Anhock-Spreiz-Haltung ist nicht möglich

Vielleicht hast du schon von der sogenannten „Anhock-Spreiz-Haltung“ gehört – sie ist wichtig für die gesunde Entwicklung der Hüfte deines Babys. Viele Ärzte raten sogar dazu, dass Baby zu tragen, damit ein gesunder Druck und die richtige Position im Hüftkopf die Hüftentwicklung fördern.
Beim vorwärts gerichteten Tragen ist diese Haltung nicht korrekt umsetzbar, weil:

  • Die Beinchen hängen eher nach unten als angehockt zur Seite.
  • Das Becken kippt nach vorne, anstatt gut gestützt zu sein.
  • Ggf. kann die Trage unangenehmen Druck auf die Genitalien des Babys ausüben, wenn die Position länger beibehalten wird.

Diese Haltung kann auf Dauer nicht nur unangenehm sein, sondern wirkt sich leider auch nicht positiv auf die Hüftentwicklung aus.


3. Unnatürliche Haltung für Rücken und Becken

Ein Baby braucht eine leicht gerundete Rückenhaltung (C-Kurve), vor allem in den ersten Lebensmonaten.
Beim Tragen mit Blick nach vorne wird diese Rundung abgeflacht oder sogar überstreckt, was:

  • den Rücken unnötig belastet,
  • das Becken in eine ungesunde Haltung bringt,
  • auf Dauer unbequem und unergonomisch für dein Baby ist.

4. Auch für dich als tragende Person ist es unbequem

Die Gewichtsverteilung ist beim vorwärtsgerichteten Tragen unausgeglichen.
Das heißt für dich:

  • Mehr Druck auf Schultern und Rücken
  • Viele Babys klammern sich immer mal wieder mit den Beinen an den Eltern fest. Wir Menschen gehören nämlich zu den „Traglingen“. Dieses festklammern ist aber natürlich nicht möglich, wenn dein Baby vorwärts in der Trage sitzt. Es kann also nicht mithelfen.
  • Weniger Nähe und Kontakt zu deinem Baby
  • Außerdem siehst du schlechter, wie dein Kind reagiert.
  • Und hast du mal gespürt, wie schön es ist, wenn ein Baby zufrieden an deinem Oberkörper einschläft und das Köpfchen an deine Brust sinkt? Auch das ist beim vorwärts tragen nicht möglich.

Kurz gesagt: Für euch beide fühlt es sich einfach nicht so gut an wie das Tragen in der Bauch-an-Bauch-Position.


💡 Aber mein Baby will doch mehr sehen!

Das ist ein häufiger Gedanke – und absolut verständlich!
Gute Nachricht: Es gibt wunderbare Alternativen, die deinem Baby Sichtkontakt zur Welt ermöglichen, ohne auf Sicherheit und Nähe zu verzichten:

Seitliches Tragen auf der Hüfte – ab ca. 3–4 Monaten
Tragen auf dem Rücken – ab guter Kopfkontrolle und mit Anleitung sicher umsetzbar

Dabei hat dein Baby einen tollen Rundumblick – und kann sich trotzdem jederzeit an dich anlehnen oder abwenden, wenn es genug gesehen hat. Außerdem kann ein waches Baby auch, wenn es zu dir gerichtet in der Trage sitzt, den Kopf drehen und so schon viel mitbekommen.


Fazit: Nähe schlägt Ausblick

Vorwärtsgerichtetes Tragen mag auf den ersten Blick „praktisch“ oder modern wirken – aber für dein Baby ist die Bauch-an-Bauch-Position immer die sicherere und geborgenere Wahl. Du schenkst ihm nicht nur Nähe und Bindung, sondern auch den perfekten Platz, um die Welt in seinem Tempo zu entdecken – sicher und gut gestützt.

Wer mal kurz vorwärts trägt, weil das Kind sich nicht anders beruhigen lässt, der macht sicher nichts „kaputt“. Aber gerade für längere Trageeinheiten würde ich es nicht empfehlen. Und wer es noch nicht angefangen hat, dem würde ich raten, es beim Bauch-an-Bauch Tragen zu belassen oder Hüft- und Rückentrageweisen auszuprobieren.

Wenn du dir unsicher bist, wie du dein Baby ergonomisch korrekt tragen kannst, melde dich gerne bei mir. Ich helfe dir dabei, die passende Trageweise für euch zu finden – auch gern per WhatsApp 017687665748. Mehr Infos über die Trageberatung findest du auch hier.

Alles Liebe,

Anna

P.S.

Hier habe ich einige Tragehilfen aufgelistet, die ich gerne empfehle. In einer Beratung können wir natürlich auch gezielt auf eure Bedürfnisse eingehen.

*Halfbuckle- /Halbschnallentrage von Didymos

*Tragetuch von Didymos in der Standartgröße

* Ergobaby Embrace Fullbuckle-/ Vollschnallentrage für Neugeborene und kleinere Babys

*Alle Links sind Affiliate Links. Bei einem Kauf über meinen Link erhalte ich eine Provision. Ich bedanke mich für das Vertrauen meiner LeserInnen, die mir so helfen, diesen Blog zu betreiben.

Anna Kazuha Blog
Hallo, ich bin Anna. Fachkraft für Babytragen, Mama, Erzieherin und gelernte Physiotherapeutin.

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