Ich warte zur Zeit darauf, dass mein zweites Baby sich auf den Weg zu uns macht. Und dabei gehen mir viele Gedanken und auch Erinnerungen durch den Kopf.
Wie war das beim ersten Baby? Wie habe ich mich gefühlt? Wird es dieses Mal wieder ähnlich sein?
Dabei wird mir wieder klar, wie „naiv“ ich vor dem ersten Kind in vielerlei Hinsicht war. Und das, obwohl ich mit Kindern arbeite. Aber ein 10 Monate altes Baby in der Krabbelstube, das man nur ein paar Stunden sieht ist etwas ganz anderes, als ein Neugeborenes. Bei mir war es zumindestens damals so, dass noch nicht so viele Freunde und näheren Bekannte oder Verwandte ein Baby hatten. Und Erfahrungen mit Cousinen und Cousins lagen viele Jahre zurück. Dadurch hatte ich auch nur einen relativ geringen Eindruck durch andere bekommen.
Jedenfalls ging ich das Thema Mama werden recht entspannt und optimistisch an. Ich nahm mir vor, hinterher wieder bald in meinem Tanzensemble einzusteigen, weiter mit dem Hund im Hundeverein zu trainieren, natürlich auch regelmäßig Freunde zu treffen und natürlich auch weiterhin zu schreiben und kreativ zu sein.
Ja… und dann? Dann war mein kleiner Schatz auf der Welt und stellte sie so dermaßen auf den Kopf, dass ich ich nur noch mit den Ohren schlackern konnte. Die Realität mit einem Baby, einem Neugeborenen war dann doch ganz anders, als ich gedacht hatte.
Ich war völlig fertig von den Geburtsstrapazen, den schlaflosen Nächten, dem stundenlangen Tragen und Stillen und konnte geistig selbst die einfachsten Gedankengänge nicht mehr gescheit ausführen. In Gesprächen mit anderen Mamis habe ich dann aber festgestellt, dass es fast allen so geht. Deshalb möchte ich in diesem Blogpost mit dir teilen, was ich vorher nicht über ein Leben mit Neugeborenem gedacht hätte.
5 Dinge, die dir keiner sagt, bevor du ein Neugborenes hast
1. Ein Neugeborenes ist Nachts mitunter ganz schön laut
Und ich meine jetzt nicht nur das Weinen, wenn die Kleinen Hunger haben. Sie machen im Schlaf teilweise auch Geräusche, die an Außerirdische in Science Fiction Filmen erinnern. Brummen, Knurren, knarzen, quietschen… ich kann das nicht wirklich beschreiben. Jedenfalls war mein Kind in der ersten Zeit beim Nachtschlaf alles andere als leise. Und da das Kindchen sich auch nicht in sein Bett ablegen ließ, hatte ich diese Geräuschkulisse die ganze Nacht direkt neben meinen Ohren.
Dazu dann noch das regelmäßige, eindringliche Weinen … ja ich muss gestehen, anfangs hatte ich teilweise überhaupt keine Lust, schlafen zu gehen, da ich wusste, dass mein Schlaf eh gleich wieder unterbrochen werden würde.
Schlafentzug bekommt mit einem Neugeborenen mitunter Dimensionen, die man sich vorher nicht vorstellen kann. Zwei Stunden schlaf am Stück sind plötzlich eine Oase, von der man im dunkeln vor sich hindämmernd, in manchen Nächten nur träumen kann.
2. Deine Denkleistung und Aufmerksamkeitsspanne schrumpft auf die Kapazität einer Eintagsfliege
Durch den permanenten Schlafmangel, die Hormonumstellung und auch weil dein Kind einfach ständig deine Aufmerksamkeit benötigt, ist dein Hirn dermaßen überlastet, dass es vermutlich jede „überflüssige“ Tätigkeit abschaltet.
Bei diesem überflüssigen Hirnaktivitäten kann es sich leider auch um Dinge handeln, die eigentlich für deinen Tagesablauf notwendig wären. Ich habe tatsächlich Dinge vergessen, wie den Hund zu füttern, habe plötzlich wichtige Sachen wie Schlüssel und Telefon verlegt und bin (da war das Kind allerdings schon ein paar Monate älter) ohne Portemonnaie und Schlüssel in den Urlaub gefahren. Und ich gehöre zu den Menschen, die eigentlich vier mal checken, ob die alles Nötige dabei haben.
3. Du fühlst dich mitunter plötzlich sehr alleine
Die Hormonumstellung nach der Geburt kann dafür sorgen, dass wir Frauen uns etwas traurig fühlen. Die Erfahrungen der Geburt, ein plötzlich komplett neuer Alltag, kaum Zeit für sich selbst und der Schlafmangel können außerdem dazu führen, dass wir uns nicht so gut fühlen.
Dazu kommt, dass du wahrscheinlich stundenlang irgendwo sitzt und dein Baby stillst. Ich war tatsächlich in den ersten Wochen (bevor Corona los ging) noch auf der einen oder anderen Feier. Aber meist saß ich schon nach kurzer Zeit irgendwo in einer Ecke oder auf einem Bett und habe mein Baby gestillt, während alle anderen lachend und blödelnd in der Küche standen.
Draußen dreht die Welt sich weiter und du sitzt möglicherweise stillend zuhause, bist müde, hast beide Hände voll und dein Leben wie du es gewohnt warst, mit Kolleginnen und Hobbys, scheint plötzlich gaaanz weit weg zu sein. Kein Wunder also, wenn man sich als frisch gebackene Mama mal alleine fühlt.
4. Deine Wohnung gleicht einem Schlachtfeld
Und das, obwohl du vor der Geburt stundenlang alles geputzt, aussortiert und aufgeräumt hast.
Aber plötzlich ist da dieses neue kleine Wesen in eurem Leben, was ganz viel Equipment und Zubehör benötigt, der ständig gebraucht wird und keinen recht festen Platz in der Wohnung hat. Da im Flut steht die Autoschale im Weg, die Babytragen hängen da, wo eigentlich deine Jacken hingehören, der Stubenwagen macht aus eurem Wohnzimmer eine enge Kammer, in der Küche nehmen Sterilisator, Schnullerdosen, und aufgerissene Snacktüten (du hast ja schließlich viel Hunger und kaum Zeit) alle Nutzflächen ein.
Ja und Stillkissen, Spucktücher, Stillhütchen sowie weitere Deckchen und Kissen liegen sowieso in der ganzen Wohnung verteilt, damit sie immer Griffbereit sind, wenn das Baby plötzlich Hunger hat.
Obendrein werden die einfachsten Handgriffe plötzlich zu einem komplizierten Manöver. Zu mindestens, wenn du auch ein Baby hast, das nichts davon hält, friedlich in seinem Bettchen zu liegen, sondern lieber 24 Stunden täglich auf deinem Arm verbringen will.
5. Dein Körper braucht mitunter länger, als du dachtest, um sich zu erholen
Ich hatte eine sehr gute und leichte erste Schwangerschaft. Habe viel getanzt, Yoga gemacht, war mit den Hunden spazieren und habe mich richtig gut ernährt. Deshalb war ich dann umso überraschter, wie heftig und schwierig die Geburt selbst, aber auch die Zeit danach waren.
Meinen Beckenboden konnte ich die erste Zeit kaum willentlich aktivieren. Und das als Physiotherapeutin mit Beckenboden Fortbildung. Aber ein völlig überdehnter, bzw. leicht gerissener Muskel ist nun einmal im Heilungsprozess. Und so, wie es meinen Patienten früher schwer fiel, nach einer Sehnenverletzung ihren Arm normal zu bewegen, so ging es mir eben mit meinem Beckenboden.
Der Schlafmangel und Stress, das Stillen sowie kaum Zeit um gesundes Essen vorzubereiten (und dann auch in gesundem Tempo zu mir zu nehmen) führten dazu, dass ich mich lange Zeit nicht so fit und agil fühlte, wie ich es mir gewünscht hätte.
Dazu kam, dass meine Brüste die ersten Wochen sehr entzündet und empfindlich waren. Jedes Anlegen zum Stillen führte zu einem Aufschrei meinerseits. Auch das hätte ich mir in diesem Ausmaß vorher nicht gedacht.
Warum es trotzdem das Allerschönste auf der Welt ist, ein Neugeborenes zu haben
Ja, vielleicht war es auch gut, dass ich all das, was ich oben aufgelistet habe, vorher nicht so genau wusste.
Was ich aber auch vorher nie gedacht hätte, ist die Intensität an Liebe, die ich für diesen kleinen Mini-Menschen habe. Sie übertrifft wirklich alles, was ich zuvor gekannt habe.
Ja, auch wenn einem irgendwann alle Pobacken weh tun, weil man heute schon 8 Stunden gestillt hat. Trotzdem ist es das schönste, wenn das Baby zufrieden glucksend an einen gekuschelt da liegt. Du streichst über die wahrscheinlich weichsten Haare, die du je angefasst hast. Alles an deinem Baby ist samtig und es duftet so wundervoll, dass du ständig deine Nase in dieses kleine Bündel stecken willst.
Und auch wenn einem der Moment, die Tage, vielleicht ewig vorkommen mögen, in Wahrheit sind sie nur einen Wimpernschlag lang. Schon in ein paar Wochen, ein paar Monaten wirst du dich fragen, wo dein Neugeborenes plötzlich hin verschwunden ist. Denn dein Baby lernt täglich dazu und wächst schneller als der Schall. In nur wenigen Wochen wirst du bereits die ersten süßen Baby Klamotten aussortieren und größere Windeln besorgen.
Deshalb genieße jeden Moment, so müde und fertig du auch sein magst. Denn alles ist perfekt und in Ordnung, so wie es ist. Du machst das alles prima, auch wenn es sich vielleicht nicht immer so anfühlt. Und jetzt, in diesem Moment, entstehen Erinnerungen, die du nie wieder vergessen wirst.
Denn du bist jetzt Mama.
Wer schreibt hier?