Kennen wir Eltern das nicht alle? Kaum haben wir Kinder, quilt die Wohnung plötzlich über mit allen möglichen Sachen, bei denen wir vorher kaum ahnten, dass sowas überhaupt existiert.
Schnell sieht es in der Wohnung unordentlich aus und man hat kaum noch Platz für die eigenen Sachen.
Und wenn das Kind erst einmal das Spielalter erreicht hat, wird es dann richtig lustig. Die Spielsachen werden immer mehr, du und deine Familie verliert mit der Zeit vielleicht sogar den Überblick, was ihr überhaupt habt. Und das blödeste? Viele Spielsachen liegen nach einer Weile meist ungenutzt in der Ecke. Und beim Aufräumen musst du entweder alles alleine erledigen, oder du gerätst mit deinem Kind aneinander, weil es nicht so wirklich mithilft.
Puh! Das kann ganz schön anstrengend sein. Und wirklich wohl fühlen wir uns bei dem Chaos womöglich auch nicht.
In der nächsten Zeit möchte ich ein paar Ideen geben, wie wir das Chaos möglichst gering halten (haha, ehrlich gesagt, wirklich ordentlich scheint es mir eigentlich nie zu sein, aber ich gebe mein Bestes) und wie wir dafür sorgen, dass die Sachen, die wir haben, auch genutzt werden.
Fangen wir heute mit den Spielsachen an:
Warum zu viele Spielsachen nicht das Spiel deines Kindes fördern
Um zu verstehen, warum ein zu viel an Spielsachen nicht sinnvoll ist, betrachten wir uns mal kurz das Gehirn von unserem Kind.
Das kindliche Gehirn ist noch in der Entwicklung und je kleiner das Kind ist, desto kürzer ist seine Aufmerksamkeitsspanne. Außerdem lernt es noch, welche Bedeutung und welchen Nutzen Dinge haben und was es damit anstellen kann. Das heißt, es ist ständig damit beschäftigt, Sachen auf deren Funktion hin zu überprüfen und sie gedanklich einzuordnen.
Beides führt dazu, dass es mit einer großen Menge an Spielsachen eher überfordert ist. Eine Überforderung führt aber dazu, dass das Kind sich weniger leicht auf sein Spiel konzentrieren kann, leichter abgelenkt ist und auch schneller den Überblick verliert.
Und jetzt seien wir mal ehrlich: Wenn wir zu viele Sachen haben, verlieren wir ja auch als Erwachsene schnell den Überblick. Dann kaufen wir neue Strumpfhosen, obwohl tief hinten im Schrank noch eine neue Packung liegt. Schlichtweg, weil wir vergessen, was wir haben.
Wenn es nun uns als Erwachsenen schon so geht, dass ein zu viel an Dingen uns durcheinander bringt, wie muss es dann erst unserem Kleinkind gehen?
Deshalb ist es unbedingt sinnvoll, dass vor allem kleine Kinder nicht in einem Überangebot an Spielsachen ertrinken. Zumal Kinder sowieso am liebsten das benutzen, was sie auch bei uns Erwachsenen sehen. Töpfe, Löffel, Bürsten, die Kaffeemaschine, Gießkanne, Cremedosen und alle möglichen anderen Dinge werden von den Kleinen gerne konfisziert und manchmal viel eifriger bespielt, als die eigentlichen Spielsachen.
Wie kannst du es schaffen, dass dein Kind seine Spielsachen auch wirklich benutzt?
Damit dein Kind seine Spielsachen gerne und aktiv nutzen kann, ist die Zauberformel eine Mischung aus der Menge und Präsentation der Spielsachen. In der Montessori-Pädagogik nennt man eine Spielecke aus sinnvoll arrangierten Spielsachen „vorbereitete Umgebung“. Hier werden nur ganz wenige Spielsachen so platziert, dass das Kind jederzeit daran kommt und los spielen kann.
Du musst jetzt aber kein Montessori-Pädagoge werden. Sich ein paar Tricks abzuschauen, hilft auch schon.
Fangen wir mal mit der Präsentation der Spielsachen an. Hierfür ist es hilfreich, offene Regale zu haben, in denen die Spielsachen gut sichtbar platziert werden können. Das hilft vor allem kleinen Kindern, dass sie direkt sehen, was sich wo befindet. Für größere Kindern kann man auch Schubladen mit einem Foto der beinhalteten Spielsachen aufkleben. So weiß dann Kind immer, wo was zu finden ist.
Wichtig ist auch, dass die Spielsachen sich auf Kinderhöhe befinden. Dein Kind soll ja möglichst auch ohne deine Hilfe mit dem Spielen beginnen können.
Nun kommen wir zur Menge der Spielsachen. Wie du jetzt schon weißt können (kleine) Kinder mit einem Überangebot an Spielsachen wenig anfangen. Es ist viel schöner für sie, wenn sie eine kleine Auswahl haben, an der sie sich bedienen können.
Damit dein Kind dennoch sein volles Potential ausleben kann, kannst du bei der Spielsachen Zusammenstellung darauf achten, dass du aus verschiedenen Kategorien etwas zum Spielen hast. Zum Beispiel Bastel- und Malsachen, Bücher, Baumaterialien, Rollenspiel-Spielsachen, feinmotorische Spiele usw..
So sehr ein Kind vielleicht für eine Zeit auf eine bestimmte Spielart (z.B. Autos oder Barbies) abfährt, ist es dennoch sinnvoll, ihm auch andere Spielmöglichkeiten anzubieten. Ganz zwanglos.
Wie schaffst du es, dass die Spielsachen regelmäßig bespielt werden?
Jetzt fragst du dich vielleicht, wie das ganze im Alltag aussehen soll. Schließlich habt ihr ja auch weiter oben Stauraum in den Regalen und du willst auch nicht allen Verwandten sagen, dass sie euch jetzt bitte keine Spielsachen mehr schenken sollen. Und überhaupt, immer nur 10 Bücher lesen ist doch auch langweilig.
Das Geheimnis steckt darin, die Spielsachen zu rotieren.
Regelmäßig, also alle 1-2 Wochen werden die Spielsachen umgeräumt. Das, was zuletzt unten im Regal bereit zum Spielen stand, kommt weiter nach oben oder in Schubladen und Kisten. Und andere Spiele dürfen dafür nach unten auf Augenhöhe ins Regal wandern.
Besonders schön ist es, wenn anschließend verschiedene Spielarten zur Auswahl stehen. Beispielsweise ein Puzzle, ein Brettspiel, 10 Bücher, etwas zum Bauen wie Duplo und die Puppenküche fürs Rollenspiel.
So kannst du auch mit wenig Platz deinem Kind alles anbieten, was es für seine Entfaltung und ein kreatives Spiel benötigt. Und ich bin sicher, dass du beobachten wirst, dass sich dein Kind voller Eifer auf die „neuen“ Spielsachen stürzen wird. So findet es mitunter viel schneller ins Spiel und braucht weniger Anregungen und Begleitung von dir.
Unser Kind freut sich immer, wenn wir die Spielsachen umräumen und sucht sich mittlerweile auch gerne selbst aus, was es nun da stehen haben möchte.
Ist das Spielsachen rotieren nicht sehr aufwändig?
Nein, eigentlich nicht. Natürlich dauert es mal eine halbe Stunde, bis alles da steht, wo es hin soll. Aber insgesamt musst du viel weniger Aufräumen und Aussortieren, da du immer den Überblick hast, wo etwas ist und sich das leicht nebenher erledigen lässt. Außerdem ist dein Kind in dieser Zeit in der Regel eifrig dabei und spielt hinterher wahrscheinlich ganz vertieft. Für uns lohnt sich das Spielsachen umräumen eigentlich immer.
Und obendrein sparen wir somit nicht nur Platz sondern auch Geld und schonen die Umwelt, weil wir weniger Spielsachen „brauchen“, damit dass Kind zufrieden ist und gerne spielt. Abgesehen von der Miete, die wir sparen, weil wir weniger besitzen.
Welche Materialien eignen sich und wo kann ich mich weiter informieren?
Natürlich kannst du das Spielzimmer bzw. den Spielbereich im Wohnraum ganz nach euren Bedürfnissen gestalten. Die folgenden Sachen können dir dabei behilflich sein, alles übersichtlich zu gestalten.
Durchsichtige Aufbewahrungsboxen:
Je älter dein Kind ist, desto mehr Kleinteile haben seine Spielsachen in der Regel. Damit ihr dennoch alle sehen könnt, was sich wo befindet, sind durchsichtige Aufbewahrungsboxen aus Plastik sehr hilfreich. *Wir finden 5 Liter Boxen wie diese hier Rotho 4er Set Clear Box Lady Shoe 5 L Deckel-QR-Code AppMyBox-4 x 5 L. Volumen-(LxBxH) 33x19x11 cm-transparent-stapelbar-Kunststoff/Plastik (PP) für viele Spielsachen sehr praktisch. Manchmal darf es aber natürlich auch größer oder kleiner sein.
Sie lassen sich leicht aufräumen und verstauen und man sieht immer, wo etwas ist.
Möbel:
Wer voll auf Montessori abfährt, findet mittlerweile viele wunderschöne Montessori-Möbel zur Auswahl. Ein offenes Regal, z.B. von Ikea tut es aber auch.
* Dieses Regal SoBuy KMB19-W Kinderregal mit 5 Fächern Bücherregal Aufbewahrungsregal für Kinder Standregal mit Massivholzbeine weiß ist zum Beispiel ideal, da es genau die richtige Höhe für kleine Kinder hat und offen einsehbar ist.
Bücher:
Die Montessori Pädagogik ist keine neue Erfindung aber aktuell beliebter denn je. Mittlerweile gibt es unzählige Ratgeber für Eltern sowie auch Bücher mit Spielideen und Anregungen.
*Dieser Ratgeber ist einfach geschrieben, nicht zu umfangreich und gibt auch Anregungen für die vorbereitete Umgebung Montessori Kindererziehung: Kinder und Babys voller Achtsamkeit und Selbstständigkeit erziehen und individuelle Stärken und Schwächen unterstützen. Der Praxis Erziehungsratgeber für Eltern.
Wie funktioniert das Spielsachen tauschen bei uns?
Eigentlich ganz einfach und stressfrei. Meist am Wochenende oder wenn das Wetter sowieso schlecht ist nehme ich mir regelmäßig eine halbe Stunde mit dem Kind Zeit und wir tauschen die Spielsachen aus. Bei uns wandert dann ein Teil der Spielsachen ins Regal ins Arbeitszimmer und das, was aktuell bespielt werden darf/ möchte, kommt im Spielwohnzimmer ins Regal. Unser Kind sucht mit aus und fängt meist nach kurzer Zeit intensiv an zu spielen oder die Bücher zu lesen.
Manchmal wünscht er sich auch zwischendurch mal ein Spielzeug oder Buch aus dem Arbeitszimmer. Dann darf er es natürlich holen. Stattdessen stelle ich dann etwas anderes zurück, was gerade nicht auf Interesse stößt. So sind wir immer flexibel und es gibt nur wenige Sachen, die überhaupt nicht benutzt werden.
Wenn ich feststelle, dass etwas für längere Zeit nicht benutzt wurde, kommt es in der Regel in den Keller oder wird auch mal ganz aussortiert. Kleinkinder entwickeln sich schließlich schnell weiter und da ist das Lieblingspuzzle dann plötzlich einfach viel zu einfach und uninteressant.
Ursprünglich wollte ich diese Methode nur mal ausprobieren, weil wir nicht so viel Platz haben. Aber da es bei uns so super funktioniert, sind wir jetzt schon seit über einem Jahr dabei geblieben.
Also, probiere es doch auch einfach mal aus. Viel Spaß dabei.
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Über die Autorin:
Anna ist ausgebildete Erzieherin und von ganzem Herzen Mama. Alle Gedanken wurden also bereits gründlich in der Realität erprobt ;).