Du kennst das vielleicht, irgendwie bringt dich etwas aus dem „Tritt“ und irgendwie führt das dazu, dass dir deine Routinen und Vorhaben völlig aus dem Kopf und Leben geraten.
Und genau das ist mir die letzten Monate auch passiert. Ich wollte so viel schreiben: Blogartikel, Kurzgeschichten und an meinen Romane weiter arbeiten. Die Realität sah aber so aus, dass ich meist erst um 21:15 Uhr fertig war mit Kind und Hund versorgen. Und dann auch ziemlich fertig mit der Welt war.
Ein Baby zu haben stellt einen vor ganz andere Herausforderungen und kaum gewöhnt man sich an alles kommt schon die Kleinkindphase und alles ist wieder ganz anders. Die Schlafzeiten ändern sich, die Interessen sowieso und ich gestehe, so schön jede dieser Phasen ist, so anstrengend sind sie auch. Ja, plötzlich entdeckt das Kind immer mehr, dass es eine eigene Meinung hat. Und da die Sprache aber noch nicht perfekt eloquent und ausgebildet ist, kommt es dann zu diversen Situationen, in denen Mutter das eine und Kind etwas ganz anderes will. Das Kind findet es auf einmal langweilig, regelmäßig spazieren oder auf die immer gleichen Spielplätze zu gehen. Da muss Mama schon erfinderischer werden, eine Straßenbahn zur Unterstützung einsetzen und Kompromisse finden.
Es gibt den weisen Rat, dass man zuerst seine eigene Energie und Lebensfreude auffüllen darf, bevor man sich um andere kümmern kann. Aber manchmal ist es nicht so einfach, diesen Rat zu befolgen. Jedenfalls saß ich die letzten Wochen teilweise ziemlich müde und inspirationslos da, hatte einfach nicht mehr die Energie, noch irgendetwas zu schreiben.
Nach dem langen, langen Corona-Winter war mir auch einfach nicht danach, irgendetwas online zu verfolgen. Ich wollte raus in die Welt gehen, echte Menschen sehen und echte Dinge erleben. Wahrscheinlich bin ich nicht die Einzige, der es so erging. Also nutze ich die langen Sommerabende dazu, mit meiner Hündin eine entspannte Abendrunde zu drehen. Ohne Kind. Nur sie und ich.
Ja ich gestehe es, ich habe mich wirklich recht ausgebrannt gefühlt. Nicht, weil mit die Zeit mit meinem Kind keinen Spaß macht. Nein, wir lachen viel und denken uns ständig neue Spiele aus. Aber es fehlte einfach die Zeit für mich. Zeit, die ich mir gönne ohne Aufgaben zu Erledigen. Zeit, die ich spontan und frei gestalten kann, so wie ich es gerade brauche. Früher gab es Arbeit, aber auch ein Wochenende, an dem wir mal ausschlafen konnten oder herumlümmeln. Oder Dinge in Ruhe erledigen. Jetzt mache ich immer alles schnell, mit einem Auge und einer Gehirnhälfte bei dem, was Kind gerade treibt. Dafür brauchen wir für Sachen, die vorher ganz schnell gingen nun gefühlt Stunden. Zum Treppen steigen, zum Zähne putzen, Essen vorbereiten usw.. So hat sich alles verschoben und an manchen Tagen komme ich mir vor, als versuchte ich, auf einem Seil zu laufen. Alles wackelt und ich komme nicht vom Fleck.
Nach vielen Monaten hat sich mein Inneres schließlich zur Wehr gesetzt. Verlangte Abend um Abend nach dem Fernsehprogramm. Oder sogar noch weniger. Da hatte ich ein bisschen Zeit und wusste dann nicht mal, worauf ich Lust hatte, so erschöpft war ich.
Die letzten Tage hatte ich dann einen Engel an meiner Seite. Meine Mutter. Sie hatte Zeit und hat uns unterstützt. Ein Abend mit Freunden, zwei Mal Yoga am Vormittag, ein bisschen in der Sonne sitzen und sogar etwas Zeitung lesen waren drin. Und siehe da, „schwupp“, hat es gemacht und da ist wieder dieses leise Kribbeln in den Fingern, im Kopf, im Herzen. Da will etwas hinaus in diese Welt, mein Selbstfürsorgefass füllt sich wieder.
Warum ich das hier schreibe? Weil es wirklich ein Dorf braucht, um Kinder groß zu bekommen. Und weil ich irgendwie wieder einen Anfang finden wollte. Und, ja und weil ich tatsächlich finde, dass zu wenig darüber geredet wird, dass es anstrengend sein kann, Kinder zu haben. So sehr wir sie auch lieben. Aber es gibt Zeiten, in denen sind wir ganz gefordert, wir wachsen und sind erschöpft. Aber das ist okay. Das darf sein.
Obwohl ich mit Kindern arbeite, war ich auf vieles nicht vorbereitet, bevor ich selbst Mutter wurde. Das Bild von der Mutter, die liebevoll ein friedlich schlafendes Baby oder ein lachendes Kleinkind auf dem Schoß hält, suggeriert uns, dass es immer schön und einfach ist.
Also, falls du auch kaum mehr Sport treibst oder deine beruflichen Ziele und Ideen völlig aus dem Auge verloren hast, lass mich dir sagen: Du bist nicht allein. Und: Irgendwann kommt wieder eine Zeit, in der das anders wird. Bis dahin genießen wir einfach jedes süße Lachen, jede Umarmung und jeden Moment mit unseren Schätzen. Und klopfen uns auf die Schulter, dass wir wirklich tolle Mütter sind.