Ich muss sagen, dass ich mich total darüber gefreut habe, wie viel Interesse es an meiner ersten Szene des Romans „Schöne Männer küsst man nicht“ gab. Auch habe ich mich sehr über motivierende Worte und den Zuspruch gefreut.

Das Projekt liegt jetzt schon länger brach und jetzt fühle ich mich wieder voller Energie, das Buch endlich weiter zu schreiben. Es macht mir persönlich mehr Spaß zu schreiben, wenn ich weiß, dass auch jemand meine Texte liest.

Die hier veröffentlichten Texte sind nicht perfekt, da sie, im Gegensatz zu den meisten Büchern nicht professionell lektoriert und korrigiert worden sind. Ich hoffe aber, dass sie meinen Bloglesern trotzdem gefallen. Oder vielleicht gerade deswegen?

Wie auch immer.

Wenn du neu dazu gestoßen bist, Kannst du hier den Prolog und den ersten Absatz des ersten Kapitels nachlesen.

Für alle, die den Anfang schon kennen, geht es hier mit Tom weiter.

Mein Magen zieht seltsam, als ich das Ausbildungsgelände betrete.

Jetzt wo es so weit ist, fühle ich mich nicht mehr so mutig. Was ich mir die letzten Wochen wie ein Abenteuer ausgemalt habe, fühlt sich plötzlich wie eine schlechte Idee an. Ich kenne absolut niemanden hier. Und wer weiß, ob ich hier nicht genauso als Sonderling angesehen werde. Gestern Abend hatte ich mir meine liebste Röhrenjeans und das schwarze, enge Poloshirt rausgelegt. Heute Morgen hatte ich Beine wie Pudding und habe dann doch lieber meinen Kazupenpulli und die verwaschene Jeans angezogen. Und ob ich will oder nicht, Mamas Besserwisserei heute Morgen hat mir gefehlt. Auch wenn sie es nie so sagen würde, weiß ich, dass sie mir auf ihre Art einen schönen, ersten Ausbildungstag gewünscht hätte. So ganz alleine in meinem Ein-Zimmer-Apartment fühlte ich mich plötzlich furchtbar einsam.
Meine Beine fühlen sich hölzern an, als ich durch die Eingangstür in die Vorhalle des Schulgebäudes betrete. An der gegenüber liegenden Wand hängen mehrere Listen und eine Traube aus mehreren Azubis steht davor. Wahrscheinlich alles Ersties, denke ich und trete näher. Ich kneife die Augen zusammen um besser erkennen zu können, was auf den Zetteln steht. Ein Stoß trifft mich am Rücken und ich stolpere nach vorne. Ich versuche, mich abzufangen. Der Versuch misslingt und ich finde mich auf dem Boden wieder.

Das Objekt meines Halteversuchs fällt auf mich drauf. Fuck! Ein Mädchen mit dunkelblondem Pferdeschwanz.


»Es tut mir leid. Sorry, sorry.«
Das Mädchen lacht. »Jetzt sind wir zwar näher an der Pinnwand, aber von hier unten sehe ich nichts.«
»Das habe ich nicht bedacht,« murmele ich.
»Bist du heute auch den ersten Tag hier?«
Ich nicke. Toll! Jetzt werde ich hier wohl in die Geschichte eingehen als der Typ, der alle umtrampelt.
»Ich bin Maya.« Sie streckt mir ihre Hand entgegen.
Ich schüttele ihre Hand. »Tom. Ich schlage vor, wie versuchen noch mal ob wir jetzt besser sehen können.« Ich bin erleichtert, dass Maya nicht böse ist. Einfach so tun, als wäre nichts gewesen, ist wahrscheinlich die beste Taktik. Ich stehe auf, ziehe meine Hose zurecht. Tatsächlich stehen wir jetzt so nah an der Pinnwand, dass ich die Schrift gut lesen kann. Auf mehreren Zetteln hängen die Ausbildungsgänge mit den zugehörigen Klassenräumen und den Namen der Schüler. Ergotherapie, Logopädie und da stehen auch die Physiotherapie Klassen. Ich finde meinen Namen in der Klasse 2. Es gibt also mehrere Physiogruppen.
Maya stupst mich an. »Ich sehe nicht alle Listen, kannst du mal schauen, ob ich bei den Physios irgendwo stehe? Maya Leichtfuss.«
Ich nicke. Also wird sie auch Physio. Mein Blick scannt alle Namen. In Gruppe Eins ist sie nicht. Tatsächlich finde ich ihren Namen in Gruppe zwei. »Hey, wir sind in einer Gruppe!«, rufe ich aus.
»Als ob du es gewusst hättest.« Maya zwinkert mir zu.
Insgeheim bin ich erstaunt, wie vertraut ich mich mit Maya schon nach wenigen Minuten fühle. »Ich kann Hellsehen,« behaupte ich. »So schnell wirst du mich jetzt wohl nicht mehr los.«
»Na dann komm!« Maya nimmt meinen Ärmel und zieht mich in Richtung der Unterrichtsräume.
»Weißt du denn, wo wir hinmüssen?«
»Keine Ahnung. Hast du nicht gesagt, du kannst Hellsehen?«
»Lol. Dazu muss ich nicht Hellsehen. Auf dem Zettel stand Raum 302. Ich würde sagen, wir müssen in den dritten Stock.«
»Na dann los.«

Unser Klassenraum sieht auf seltsame Weise wie ein Unterrichtsraum aus, obwohl kein einziger normaler Tisch oder Stuhl darin steht.

Stattdessen befinden sich gut 13 Massagebänke nebst rollbaren Hockern darin. Neben der Tafel steht ein Skelett, das einen Cowboyhut trägt. Auf einem Namensschild an seinem Brustkorb steht »Willi Wanker«. Ich frage mich, ob die Dozenten wissen, was das heißt.
Auf einigen Massagebänken sitzen schon andere Studenten.
»Hi!« Mayas Lächeln ist wirklich ansteckend. Ich tue so, als sei es völlig normal, dass ich diesen Raum mit fremden Menschen betrete und nicke den anderen zu.
»Wollen wir uns da hinsetzen?« Ich zeige auf eine Bank in der Mitte der rechten Seite des Raumes.
Maya nickt.
Eine große Blondine, die aussieht, als wäre sie der Traum eines jeden meiner alten Klassenkameraden, lehnt an der Bank neben unserer. Als wir näher kommen, steht sie auf. Ihr Bewegungen sind so grazil wie die einer Ballerina.
»Hi, ich bin Vanessa,« stellt sie sich vor.
»Tom,« sage ich und will ihr die Hand entgegen strecken. Doch ehe ich mich versehe, haucht sie zwei Luftküsse neben meine Wangen. Berührungsängste haben die Mädels hier wohl keine.
»Voll aufregend oder? Habt ihr euch auch schon seit Tagen darauf, gefreut, dass es endlich losgeht? Ich habe heute Nacht kaum geschlafen,« sprudelt es mir über die Lippen. Ich überrasche mich selbst, dass ich so drauf los plappere. In der Schule war ich meist eher still, schließlich wollte ich möglichst wenig auffallen.
»Ja voll! Seitdem im Frühjahr die Zusage kam, habe ich die Tage gezählt. Ich hab sogar im Sekretariat nachgefragt, welche Bücher sie mir empfehlen können, damit ich mich schon etwas vorbereiten kann.« Maya kichert. »Voll nerdig, ich weiß. Aber ich freu mich so, dass ich jetzt endlich was Cooles lerne und nicht mehr diesen Faust lesen muss.«
»Du bist ja geil! Ich habe im Stall gejobbt und da immer die Pferde behandelt, wenn sie lahm waren.«
»Wow, du hast mit Pferden gearbeitet?« Vanessa schiebt eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Dabei rutscht ihr goldenes Armkettchen ein Stück in Richtung Ellenbogen.
Ich nicke.
»Ich liebe Pferde voll. Früher hatte ich mal eine Reitbeteiligung und bin sogar Turniere geritten. Aber mein Vater wollte, dass ich mich aufs Abi konzentriere.« Sie blickt etwas zerknautscht.

In diesem Moment betritt eine sportlich gekleidete, junge Frau den Raum.

Sie hat einen braunen, langen Bob und stechend grüne Augen. Unter dem Arm trägt sie eine Mappe und mehrere Papierbögen. Sie geht direkt zur Massagebank vorne an der Tafel. Darauf legt sie ihre Unterlagen ab, dreht sich in Richtung des Klassenraumes und lächelt, sodass sich kleine Grübchen neben ihren Wangen bilden. Sie räuspert sich und es wird schlagartig still im Klassenzimmer.
»Herzlich willkommen! Ab heute gehört ihr zu den Physios. Eine tolle Zukunft liegt vor euch. Ich bin Rebecka Mayer, Dozentin für Massage, Physiotechnik und Sportphysiotherapie. Wenn es für alle in Ordnung ist, würde ich vorschlagen, dass wir uns duzen. Sie blickt fragend in die Runde und einige Studenten nicken zustimmend.
Wahrscheinlich seid ihr alle etwas aufgeregt. Deshalb würde ich vorschlagen, wir lernen uns heute erst mal kennen. Vorher aber gibt es noch einige organisatorische Dinge zu besprechen und ihr bekommt eure Stundenpläne.
Während sie spricht, schaue ich mich um. An der hintersten Massagebank haben drei Jungs ihre Hocker zusammen gestellt. Alle anderen in der Klasse sind Mädchen. Wahrscheinlich falle ich mal wieder auf, weil ich hier umgeben von Mädels sitze. Verstohlen schiele ich zu den Kerlen rüber. Einer ist betont lässig gestylt. Mit Baseball Kappe, Lederarmband und einem Sweatshirt mit fettem Logo darauf. Der Mittlere von ihnen hat dunkle Haare und ist eher unauffällig angezogen. Aber seine dunklen Haare betonen perfekt sein ebenes Gesicht. Unter seinem Shirt zeichnen sich dezent wohl proportionierte Muskeln ab. Auf seinem Mund liegt ein leichtes Lächeln und er scheint an den Worten von Rebecka zu hängen.
Der Letzte der drei Jungs ist ein bisschen kräftiger gebaut und trägt eine Brille. Er stupst seinen Nachbarn an, sagt etwas und kichert dabei. Scheint ein lustiger Typ zu sein. Auf den Blick sehen sie alle ganz nett aus. Ich bete innerlich, dass mein Eindruck stimmt.

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