Die Geschichte von dem Hund Ophelia

Liebst du auch Kindergeschichten? Ich glaube, es ist egal, wie alt ich werde, ich werde immer gerne Kinderbücher lesen. Zum vorlesen oder auch alleine. So ist es kein Wunder, dass das erste Buch, dass ich angefangen habe zu schreiben, ein Kinderbuch war. „Ophelia“ ist mein erstes fertig geschriebenes Buch, das dazu geführt hat, dass ich immer weiter schreiben wollte und mich zu einem Schreibkurs angemeldet habe.

Das lustige ist, dass ich eigentlich eine Geschichte von einem Hund schreiben wollte, dessen Gedanken man in der Geschichte lesen kann und der allerlei komische Sachen anstellt, einem Jungen hilft und sich in eine hübsche Hündin verliebt.

Aber dann wollte sich eine ganz andere Story zeigen. Nämlich die von Ophelia. Einer Hündin aus dem Tierschutz. Und die Geschichte von Lennard, dem Schulversager.

Die Rohfassung liegt nun fast zwei Jahre auf meiner Festplatte. Überarbeiten ist leider nicht gerade meine Leidenschaft und mit meinem vernebelten Mama Gehirn hatte ich nicht so recht den Nerv dazu. Trotzdem wartet diese Geschichte immer noch darauf, endlich fertig gestellt zu werden.

Damit sie nicht ganz so alleine in ihrem Versteck warten muss, stelle ich heute meine Lieblingsszene im Blog vor.

Die Befreiung

Lennard fröstelte als er, um möglichst wenige Geräusche zu machen, barfuß ins Freie trat. Pia folgte ihm und zog leise die Tür ins Schloss. Erleichtert atmete er auf und zog die Stiefel an. Er hatte kaum ruhig im Bett liegen können vor Aufregung und inständig gehofft, dass seine Eltern müde waren und schnell ins Bett gehen würden. Pias erste Idee, aus dem Fenster zu steigen, war ihnen dann doch zu unpraktisch vorgekommen, da ihre Fenster im zweiten Stock lagen und sich nichts zum Hinabklettern anbot. Am schwierigsten war es gewesen, den Schlüssel lautlos in der Haustür umzudrehen, da Omas Schlafzimmer im Erdgeschoss in der Nähe des Eingangs lag.
Lennard setzte den Rucksack auf, den sie vorsorglich gepackt hatten und stapfte los. Pia folgte ihm so dicht, dass er spürte, wie sich ihre Arme bewegten. Als sie am Nachbarhaus ankamen, hustete er wie vereinbart drei Mal und nach einem Moment, der Lennard wie eine Ewigkeit vorkam, tauchte Jennys Schatten hinter dem Gartentor auf. Auch sie hatte es geschafft, unbeobachtet das Haus zu verlassen. »Hi«, raunte Lennard.
»Hey. Oh man, ausgerechnet heute hat Mama noch ewig in der Werkstatt rumgeräumt. Ich hatte schon Angst ich schaff es nicht pünktlich. Irgendwann hat Papa sie zum Glück geholt.« Jenny flüsterte so leise, dass Lennard sie gerade so verstand. Schweigend liefen sie weiter Richtung Schule. In der Dunkelheit schien der Weg Lennard viel gespenstischer auszusehen. Als sie an der Straßenecke zum Feldweg ankamen, sahen sie, wie sich zwei Gestalten näherten. »Schnell, hinter das Auto! Duckt euch!« Pia drückte ihre Köpfe nach unten. Sie warteten einen Moment, bis die Stimmen sich entfernten. »Wir müssen echt aufpassen. Kinder dürfen nachts nicht alleine unterwegs sein.« Gut, dass Pia das jetzt einfiel … Sie bogen in den Feldweg ein, der zur Tierherberge führte und Lennard spürte, wie das Kribbeln im Bauch sich zu einem ausgewachsenen, rennenden, Wiesel ausbildete.
Vor dem Tor angekommen zögerte Lennard. Jenny schob sich an ihm vorbei, streifte sanft seine Schulter und drückte die Torklinke nach unten. Nichts tat sich. »Mist, es ist abgeschlossen«, flüsterte sie.
«Okay, wir machen eine Räuberleiter«, schlug Pia vor.
»Und was macht dann der Letzte?«, wollte Jenny wissen.
»Vielleicht hängt ja irgendwo drinnen ein Schlüssel?«, überlegte Pia.
»Wir haben doch ein Springseil!« Lennard schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Der Erste knotet es oben fest und der Letzte zieht sich daran hoch.«
»Super Idee Lenny! Jenny zuerst, sie ist die Leichteste. Ich komme zuletzt, ich bin schon größer.« Pia hatte das Kommando wieder übernommen.
Lennard zog das Seil aus dem Rucksack und legte ein Ende über Jennys Schulter. Dann stellten er und Pia sich gegenüber und formten mit ihren Händen eine Mulde für Jennys Fuß. Mit etwas zu viel Schwung hoben sie sie an, sodass Jenny fast über den Zaun flog. Sie unterdrückte ein Quieken und hielt sich gerade noch am Zaun fest. Dann schwang sie ein Bein hinüber und knotete das Seil fest. Anschließend ließ sie sich fast lautlos auf der anderen Seite ins Gras fallen. Lennard und Pia folgten. Pia nahm das Seil sicherheitshalber wieder mit. Wer weiß, wozu sie es noch brauchen würden.
Auf der Wiese war es ruhig. Die Hunde waren nachts in ihren Zwingern in der Scheune eingeschlossen. Das hatten Lennard und Jenny bei ihren Überlegungen nicht bedacht. Lennard folgte dem Kiesweg bis zum Scheunentor und schaute sich davor suchend um. »Ich glaube, ich brauche die Taschenlampe. Ich seh nichts.« Er öffnete den Rucksack und kramte einen Moment darin herum. Ein lautes, metallisches Klappern ertönte und die Drei erstarrten.
»Was war das?« Jenny flüsterte kaum hörbar.
Erneut klapperte es, diesmal etwas länger.
»Da ist Jemand am Tor! Wir müssen uns verstecken!« Pias Finger krallten sich in Lennards Ärmel. »Hinter der Scheune sind Büsche, schnell!«, Lennard zog Pia mit sich und lief geduckt dicht an der Scheunenwand entlang. Jenny schaute sich um und folgte ihnen. Als sie die Hecke erreichten, legten sie sich auf den Boden und zogen die Füße ein. Gebannt starrte Lennard in die Dunkelheit. Zum Glück hatten sie das Seil mitgenommen. Es klapperte noch einmal und ein Plumpsen war zu hören. Dann ein erneutes Klappern und es Plumste wieder. Lennard vernahm ein unterdrücktes Ächzen. Dann hörte er das Knirschen von Schritten auf dem Stück Kiesweg, der Richtung Scheune führte. Zwei Gestalten tauchten in der Dunkelheit auf. Eine große Schlanke und eine kleinere Kräftige. Es schienen Männer zu sein und der Kleinere trug eine Tüte. Jenny blickte zu Lennard und zog fragend eine Augenbraue hoch. Sie lag so dicht bei ihm, dass er ihren flachen Atem spürte. »Das sind weder Tanja noch Anton.«, wisperte er ihr ins Ohr. Pia legte einen Finger auf ihre Lippen und zog langsam ihr Handy aus der Gesäßtasche. Sie hielt den Bildschirm unter ihre Jacke, während sie etwas tippte. Dann hielt sie das Handy aufrecht. Scheinbar filmte sie die Männer. Manchmal war sie doch klüger, als Lennard dachte. Die Männer blieben vor der Scheune stehen und der Wind trug einige Wortfetzen zum Gebüsch.
»Herr Maibach un nu? Wat soll ich mit der Schiete jetzt machn?« Der Kleinere hob die Tüte fragend dem Größeren entgegen.
»…verteilen…Wiese und…«, leider sprach der Größere deutlich leiser.
Lennard rutschte ein Stückchen vor in der Hoffnung, so besser hören zu können und Jenny hielt sich die Hand wie einen Trichter an die Ohren.
»Wichtig ist,….so aussieht…der Kot von mehreren Hunden ist. .. müssen am besten auch in die Scheune.«
Der Kleinere ging zunächst zum Gatter an der Wiese, auf der tagsüber Ophelia und die anderen Hunde Auslauf hatten. Das Tor schien nur angelehnt gewesen zu sein, denn er stieß es auf und zog sich Handschuhe an. Dann griff er in die Tüte und holte etwas heraus, was er an mehreren Stellen auf die Wiese legte. Anschließend kam er zurück und beide Gestalten blickten auf das Scheunentor. Der größere machte sich daran zu schaffen, doch in diesem Moment ertönte lautes Hundegebell. Lennard konnte nun nicht mehr hören, was die beiden zueinander sagten. Nachdem der Größere mehrmals erfolglos am Tor gerüttelt hatte, blickte er sich suchend um und tastete die Wände ab. Der Kleinere zückte eine Taschenlampe und leuchtete die Wand an. Dabei erhellte sich auch das Gesicht das Größeren – sein Haar war schon ergraut und er hatte feine Gesichtszüge mit einer schlanken Nase.
Nun liefen sie ein Stück an der Scheunenwand entlang und näherten sich dem Busch in dem Lennard, Pia und Jenny saßen. Lennard hielt den Atem an. Was, wenn sie in die Hecke leuchteten und sie entdecken würden? Schweiß bildete sich auf seinem Rücken. Jetzt bloß kein Geräusch machen! Der Kleinere leuchtete die Regale vor der Scheune ab. Scheinbar fanden sie nicht, was sie suchten.
»Ich kanns Schloss aufbrechen, Herr Maibach.«, schlug der Kleinere vor. Seine Stimme war jetzt deutlich zu hören.
»Nein, dann müssen die Haufen draußen reichen. Ich will nicht, dass die Schwachköpfe merken, dass hier jemand war.« Die beiden drehten um und verschwanden in Richtung Tor. Es klapperte wieder mehrmals. Dann war alles still.

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